Mein Besuch bei der Analytica - Rundgang mit anderen Blickwinkeln

Geschrieben von Dr. Janet Thode Veröffentlicht in Über den Tellerrand...

Am 13.5.2016 bin ich zu einem Besuch der Analytica, der wie auf der Homepage angepriesenen weltweit wichtigsten Fachmesse für Labortechnik, Analytik und Biotechnologie, in München aufgebrochen.

Da ich mit dem letzten Tag der Messe zu spät für die vom 10-12.5.2016 stattgefundene analytica conference war, habe ich mir zunächst im Forum Biotech den Vortrag „Big Data in Personalized Medicine – Opportunities and Challenges“ von Dr. Martin Pöhlchen angehört. Zusammengefasst verbirgt sich gigantisches Potenzial zur Therapie im Rahmen personalisierter Medizin in einem immer stärker anwachsenden Berg gesundheitsrelevanter Daten. Zur erfolgreichen Nutzung dieser Daten sind u.a. neue Kooperationen zwischen verschiedenen Industrien (z.B. Pharma + IT) notwendig. Einige Herausforderungen stellen u.a. Datenschutz und Glaubwürdigkeit der Daten dar.

Im Dschungel aus 1244 Ausstellern aus 40 Ländern und Attraktionen wie den Analytica Live Labs ließen sich auch ganz exotische Stände wie der der Glastechnik Gräfenroda GmbH auf der Analytica entdecken. Dieser Stand war ganz aus Holz gearbeitet ohne Verwendung eines einzigen Nagels. Besonders faszinierend war die Dekoration mit handbemalten Gartenzwergen, da Gräfenroda außerdem die Geburtsstätte der Gartenzwerge ist, wie mir stolz mitgeteilt wurde. ;-)

Deutlich mehr Bezug zur täglichen Arbeit hatten dann doch eher interessante Gespräche wie das mit Herrn Alexander Pfülb vom Labor L+S AG. Früher selbst einmal in einem Auftragslabor tätig gewesen, ist es immer interessant sich über das Angebotsspektrum an Dienstleistungen zu informieren, um potentiellen Kunden Möglichkeiten für externe Analysen aufzeigen zu können. Mit der gleichen Intention bin ich an das BioChem Labor herangetreten, bin aber von den beiden Azubis zusätzlich in eine Diskussion über Messe-Beuteltiere verwickelt worden. Besonders begehrt dieses Jahr sind die – zugegebenermaßen – super süßen „Giant Microbes“, welche von Shimadzu aus neue Zuhause gesucht haben.

Besonders interessant waren auch die technischen Neuerungen und wissenschaftlichen Entwicklungen. So gibt es jetzt von Bio-Rad Fertiggele, die nicht mehr gefärbt werden müssen, sondern in einem dafür geeigneten Imager visualisiert werden können. Dabei beruht die Visualisierung auf einer UV-induzierten Reaktion der Trihalogenkomponenten des Gels mit den Tryptophanresten der Proteine, wodurch Fluoreszenz entsteht, die im Imager detektiert wird. Im Bereich der Mikroskopie sind Entwicklungen im Bereich der hochauflösenden Lichtmikroskopie (super resolution microscopy) zukunftsweisend, da mit ihnen Auflösungen unterhalb der bisher möglichen physikalischen Auflösungsgrenze von ca. 250 nm erreicht werden können. Dies ermöglicht es, Vorgänge im Zellinneren zu beobachten – man kann sozusagen einer lebenden Zelle bei der Arbeit zuschauen. Für diese Entwicklung wurde 2014 der Nobelpreis in Chemie vergeben. Raman-Spektroskopie, eine Technologie, die auf vereinfacht gesagt auf dem Streuverhalten von Licht beruht und von Physikern und Materialwissenschaftlern schon lange genutzt wird, wird zunehmend auch für Biowissenschaftler interessant. Im pharmazeutischen Bereich wäre als Anwendungsbeispiel die Überprüfung einer gleichmäßigen Oberfläche von beschichteten Tabletten vorstellbar.

Zwischendurch erlebt man auf solch einer Messe auch manch skurrile Momente: Ein Fotograf ist begeistert von dem Nebel ausgeschütteten Flüssigstickstoffs und der bunte Porsche im Corporate Design des Standes von Labexchange ist ein größerer Anziehungsmagnet als die Verkäufer selber. Wobei mir der Gedanke gefällt, An- und Verkauf gebrauchter Laborgeräte zu betreiben. Gerade kleine (Universitäts- ?) Labore mit schmalem Budget könnten davon sehr profitieren…

Und sogar die ISO 9001 läuft einem über den Weg. So habe ich Dr. Stephan Drewianka von Biaffin, einer Firma, die die Bindungseigenschaften von Biomolekülen untersucht, kennengelernt. Er ist der dortige QMB und war ein wenig nervös, da sich Biaffin in der kommenden Woche nach der neuen ISO 9001:2015 zertifizieren lassen wollte. Auch mit Dr. Sabine Kapelle von der Firma AdvaTec Analytics, einem Anbieter für Dienstleistungen zur Analytik, habe ich mich neben potentiellen Chromatografie-Schulungen über Möglichkeiten für eine Zertifizierung nach ISO 9001 austauschen können.

Abschließend möchte ich auf das große Schulungsangebot von Klinkner & Partner aufmerksam machen, welches von DakkS-Audits über GLP bis hin zu Statistik reicht. Ebenfalls ganz vorn im Bereich Weiterbildung ist die Novia, eine Tochterfirma von Provadis mit Sitz in Frankfurt. Ein besonderes Schmankerl könnte der Qualitätstag am 24.11.2016 im Rahmen der Novia-Analytiktage sein, der sich rund um das Thema Fehlerbetrachtung /-Vermeidung (u.a. OOS, OOT etc.) drehen wird.

Bereits auf dem Rückweg zur U-Bahn werde ich von einem freundlichen Herrn von MLP angesprochen, ob ein Bewerbungstraining nicht eventuell etwas für mich wäre. Ich musste ein wenig schmunzeln…

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