Buchvorstellung „Validierung in der Analytik“

Geschrieben von Dr. Janet Thode Veröffentlicht in Über den Tellerrand...

Man könnte fast sagen: „Kein Urlaub ohne Fachbuch!“... Daher widmet sich die heutige Rezension dem Buch „Validierung in der Analytik“ von Stavros Kromidas (2. Auflage von 2011, veröffentlicht von der Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim, ISBN: 978-3-527-32939-7).

 

Inhaltlich…

ist der Titel Programm. Auf 341 Seiten werden alle Aspekte der Validierung analytischer Methoden umfangreich erläutert und auch darüberhinausgehende, angrenzende Themen angesprochen. Nach einer Einführung ins Thema inklusive praktischer Vorrausetzungen vor Start einer Methodenvalidierung folgt eine super knackige Zusammenfassung der einzelnen Validierungsparameter, ehe diese jeweils in einzelnen Kapiteln eingehend erklärt werden.

Neben Präzision, Richtigkeit, Robustheit, Selektivität und Spezifität, Linearität, Wiederfindung, Nachweis-, Bestimmungs- und Erfassungsgrenze wird im Kapitel zum Arbeitsbereich auf die Prozess- und Methodenfähigkeit eingegangen. Weitere Kapitel widmen sich häufigen Fragen zur Methodenvalidierung und aktuellen Trends (Stichwort Messunsicherheit). Damit ist der eigentliche Teil des Buches auf Seite 255 abgeschlossen.

Hm, der aufmerksame Leser fragt sich nun sicherlich, was denn die restlichen 86 Seiten füllt. Um es kurz zu sagen „nützliches Zusatzwissen“ als Anhänge. Dieses umfasst eine beispielhafte Methodenvalidierungs-SOP, eine umfangreiche Sammlung an Begriffserklärungen (jedoch u.a. auch zu Begriffen, die nicht im Buch vorgekommen sind), die wichtigsten Begriffe auf Englisch, ein Sachregister, sowie eins zu den im Buch enthaltenen Rechenbeispielen, die statistischen Tabellen zu den erläuterten statistischen Tests und ein Literaturverzeichnis.

 

Etwas überrascht…

war ich zunächst vom Blickwinkel. Dieses Buch wendet sich an alle Prüf- / Auftragslabore und fußt daher auf der ISO 17025. Das ist nicht gar nicht so verkehrt, auch wenn ich meine Pharma-Brille erstmal absetzen musste und leider gleich im ersten Kapitel von Seitenlangem Normtext erschlagen wurde. Das hat den Einstieg nicht gerade leichtgemacht. Danach war es aber für einen Leser mit Hintergrundwissen durchweg verständlich, aber anspruchsvoll geschrieben. Und man sollte das Buch in einem Rutsch von vorne nach hinten durchlesen, da ein gezieltes Aufschlagen eines hinteren Kapitels ohne das Wissen der vorangegangenen Kapitel eher schwer verständlich ist, beispielsweise fehlen bei bereits zuvor erwähnten Formeln die Erklärungen zu den Bezeichnungen (da sie ja vorher schon eingeführt waren). Daher muss ich leider sagen, dass die einzelnen Kapitel nicht für sich alleine genommen verständlich sind und ich mir oft am Rand einen Verweis auf die Seite / das Kapitel der Ersteinführung einer Formel geschrieben habe.

Besonders gut gefallen hat mir der starke Praxisbezug und die Statistik-Erklärungen anhand von super-nachvollziehbaren Rechenbeispielen. Die Themenauswahl ist perfekt, es wird alles Wichtige abgedeckt und geht sogar darüber hinaus. Meine eigene Erwartungshaltung an dieses Buch wurde voll erfüllt. Für mich persönlich war der Abschnitt zur Prozess- und Methodenfähigkeit besonders interessant, da dies für mich komplettes Neuland war. Didaktisch ist das Buch ebenfalls ansprechend, es ist sinnvoll bebildert und mit Tabellen versehen und verfügt über zusätzliche Ergänzungskästen, die manchmal einen Kommentar, ein Fazit oder eine Erläuterung enthalten. Letztlich lebt es aber von seinen tollen anschaulichen Beispielen.

Etwas Ankreiden muss ich leider die recht vielen mehr oder minder gravierenden Fehler, welche u.a. Rechtschreibung, Begriffe, Berechnungen und Querverweise zu anderen Kapiteln (vergessene Überarbeitung aus der ersten Auflage?) betreffen. Auch wurden nicht eingeführte Abkürzungen verwendet (wo die Erklärung erst auf der nächsten Seite kam) oder verschiedene Abkürzungen für den gleichen Begriff. Etwas unglücklich finde ich auch eine Referenzierung auf nicht öffentlich zugängliche Quellen wie beispielsweise Firmen-Schriften, Vorträge oder Seminarunterlagen. An einigen Stellen ist das Buch bereits während des Erscheinens der zweiten Auflage veraltet gewesen, manchmal zerreißt eine Tabelle den Kontext und ab und zu gibt es wortgleiche Wiederholungen. Wortgleiche Begriffserklärungen im Anhang wirkten auf mich ein wenig wie ein Lückenfüller, was das Buch gar nicht nötig hat.

Trotz dieses Gemeckers hat mir dieses Buch unglaublich viel Hintergrundwissen bzw. Auffrischung verschafft und mich auch oft über meinen Tellerrand schauen lassen. Beim Lesen habe ich durch viele von mir eingetragene Ergänzungen, Korrekturen und Verweise regelrecht mit diesem Buch „gearbeitet“ und es wird mir auch weiterhin als Nachschlagewerk dienen.

 

Empfehlenswert…

ist dieses Buch meiner Ansicht nach für jeden, der sich für den Bereich der Methodenvalidierung interessiert und der über eine gewisse Aufgeschlossenheit mathematischen Formeln und statistischen Tests gegenüber verfügt ;-)